Die Verwirrungen des Zöglings Törless

Musil, Robert, 1995
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Medienart Buch
ISBN 978-3-499-10300-1
Verfasser Musil, Robert Wikipedia
Systematik 830 - Deutsche Belletristik
Interessenskreis Erzählung(en), Deutsch
Schlagworte Österreich-Ungarn, Internat, Schüler, Pubertät, Grausamkeit
Verlag Rowohlt
Ort Hamburg
Jahr 1995
Umfang 139
Altersbeschränkung keine
Reihe rororo
Reihenvermerk 300
Sprache deutsch
Verfasserangabe Robert Musil
Annotation 830 Deutsch - Erzählung +++

Robert Musil
Den am 6. November 1880 geborenen Dichter Robert Musil, der am 15. April 1942 in der Schweizer Emigration starb, nannte die Londoner "Times" sieben Jahre nach seinem Tod "den bedeutendsten deutschschreibenden Romancier dieser Jahrhunderthälfte und zugleich unbekanntesten Schriftsteller dieses Zeitalters". Bis zur Wiederveröffentlichung seiner drei meisterlichen, erstmals 1924 erschienenen Erzählungen "Drei Frauen" (rororo Nr. 64) war Robert Musil in der Tat nur einem engen, literarisch interessierten Kreis als ein Joyce und Proust ebenbürtiger genialer Erzähler bekannt. Nach dem Wunsch seiner Eltern sollte er Offizier werden. Aus eigenem Entschluss sattelte er, ehe er militärisch avancierte, um. Schon mit 21 Jahren wurde er Ingenieur, spielte mit dem Gedanken einer entsprechenden wissenschaftlichen Karriere, änderte aber nochmals seinen Berufsplan und studierte Philosophie. Jahrzehntelang widmete sich Musil schließlich vor allem der Gigantenarbeit an seinem monumentalen Romanwerk "Der Mann ohne Eigenschaften", mit dem er sich als der deutsche Stilist und Moralist des 20. Jahrhunderts auswies, das aber bis zu seinem Tod in drei großen Teilen nur unvollendet der Öffentlichkeit bekannt wurde. 1978 erschien das bedeutende Werk innerhalb der "Gesammelten Werke" (2 Bände bzw. 9 Bände als Taschenbuch-Kassette) in einer vom Herausgeber Adolf Frisé vollständig neu edierten und aus dem Nachlass ergänzten Ausgabe.

"Die Verwirrungen des Zöglings Törless" erschien 1906. Das Werk verhalf dem jungen Autor zu einem flüchtigen Ruhm. Die oft gelobte Kühnheit Musilscher Psychologie zeichnet schon dies erste Werk aus, das den später verbreiteten expressionistischen Stil vorwegnahm. Es ist eine ungewöhnlich subtile Pubertätsstudie, in der Musil seine Erfahrungen als Kadett einer k. u. k. österreichischen Militärerziehungsanstalt auswertete. Alfred Kerr widmete dem Probestück des noch ganz Unbekannten eine sechsspaltige Würdigung. Die Arbeit, in der Stoff und Material ganz zugunsten scharfsichtig genauer, glasklarer Interpretationen Jugendlichen Wachstums zurücktreten, lässt bereits den erkenntnissprühenden Gestalter weltliterarischen Formats ahnen. Zudem ist in ihr das Bild kommender Diktatur und der Vergewaltigung des einzelnen durch das System visionär vorgezeichnet. Der Roman wurde von Volker Schlöndorff verfilmt.

Der junge Törless, Sohn eines Hofrats, tritt in ein altehrwürdiges Konvikt ein, in dem die Sprösslinge der oberen Familien des Landes auf den Militär- oder Staatsdienst vorbereitet werden. Das Zusammenleben der Schüler ist von pubertären Nöten und homoerotischen Beziehungen geprägt. Törless befindet sich in diesem Konvikt zunächst in einer komplizierten, von Depressionen geprägten Situation. Er empfindet sein Leben als sinnlos und sehnt sich nach einem anderen Dasein, von dessen Gehalt und Form er sich allerdings keine rechte Vorstellung machen kann. Ausbruchsversuche aus der behütet erscheinenden Bürgerwelt, eine Begegnung mit einer Dirne lösen in ihm heftige Gefühle aus, bringen jedoch keine Erfüllung. Das verhängnisvolle Geschehen setzt ein, als Basini, ein weicher, in seiner Entwicklung zurückgebliebener Junge, von Mitschülern des Kameradendiebstahls überführt wird. Statt ihn der Internatsleitung zu melden, beschließen die Zöglinge Beineberg und Reiting, die Bestrafung und Läuterung des Jungen selbst vorzunehmen. Der feinfühlige Törless, neugierig auf das Bösartige und Vulgäre, das die beiden verkörpern, beteiligt sich - angezogen und abgestoßen von dem Geschehen zugleich - eine Zeit lang an den Peinigungen und Demütigungen des Schülers Basini. In Törless' Gegenwart wird er geprügelt, erniedrigt und zu homosexuellen Diensten missbraucht. Erst als sich die Quälereien zum Lynchexzess steigern, wendet Törless sich ab und erreicht infolge einer vorgetäuschten Flucht die Entlassung aus der ungeliebten Anstalt und die Rückkehr zu seiner Familie.

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